Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung
Brustkrebs-Früherkennungsprogramme haben sich als wirksam erwiesen, um die Erkrankung frühzeitig festzustellen. Internationale Daten zeigen jedoch, dass Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung seltener an solchen Früherkennungsprogrammen teilnehmen und Brustkrebs oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Dies bedeutet eine schlechtere Prognose und höhere Sterblichkeit. Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung haben generell eine kürzere Lebenserwartung, sind anfälliger für Krankheiten und Gesundheitsprobleme und sterben häufiger an Ursachen, die durch präventive Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit oder eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung vermieden werden könnten. Die unzureichende medizinische Versorgung wird als einer der Gründe angesehen, warum Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung eine um etwa 15 Jahre geringere Lebenserwartung haben.
Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung stehen oft vor Problemen und Barrieren beim Zugang zu Gesundheitsdiensten, inklusive dem Brustkrebs-Screening. Faktoren wie mangelnde Aufklärung, Kommunikationsschwierigkeiten oder ein eingeschränkter Zugang unter anderem durch Mobilitäts- und Transportprobleme zählen zu möglichen Hindernissen. Weiters werden mangelnde Unterstützung, Angst und Unbehagen, lange Wartezeiten sowohl auf Termine als auch vor Ort, und nicht adäquate Kommunikationsmethoden als Hindernisse erlebt.
Hilfreiche Faktoren für die Brustkrebsvorsorge
Um Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung eine optimale Brustkrebsvorsorge zu ermöglichen, ist es besonders wichtig, ausführliche Aufklärungsarbeit über die Erkrankung und Vorsorgemöglichkeiten zu leisten, im optimalen Fall mit leicht verständlichen Informationen und Anschauungsmaterialien. Die Lebenshilfe Deutschland hat hierzu unterstützende Materialien entworfen und diese zum Download zur Verfügung gestellt.
Vertrauenspersonen, wie etwa Betreuungspersonen oder Angehörige, sind hier die gefragten Akteur:innen, die das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Gesundheitsvorsorge bei Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung schärfen können. Besonders sollte Achtsamkeit und Aufmerksamkeit dem eigenen Körper gegenüber gezeigt werden, sodass die Frau dafür sensibilisiert wird, selbst Veränderungen an der Brust zu erkennen. Die Vermittlung einer Anleitung zur Tastuntersuchung der eigenen Brust kann dabei ein erster, einfacher und gleichzeitig sehr wichtiger Schritt sein. Selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und Handlungsmöglichkeiten zur Erhaltung der Gesundheit zu kennen, unterstützt auch das Empowerment von Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung. Dies kann positiv zu mehr Selbstvertrauen, Mut und persönlicher Stärke beitragen. Allerdings ist hier auch große Sensibilität vonnöten, da Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung in ihrer Lebensgeschichte vermehrt Übergriffe erleben.
Besonders wichtig ist es, die Frau auf eine anstehende Untersuchung gut vorzubereiten. Mithilfe von Bildern sollten realistische Beschreibungen gegeben werden. Wenig Sinn ergibt es, mit vermeintlich gut gemeinten Aussagen wie „Das tut gar nicht weh und ist gleich vorbei“ ein falsches Bild zu vermitteln. Dadurch gehen Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren. Im Anschluss könnte die reale Erfahrung zu einer Verweigerung zukünftiger Untersuchungen führen. Eine feinfühlige, aber realistische Darstellung, bei der der Schwerpunkt auf dem Vermitteln des Sinns der Untersuchung liegt, ist empfehlenswert.
Hilfreich ist es auch, das Gesundheitspersonal vor der Untersuchung über die Beeinträchtigung der Frau aufzuklären. Das Gesundheitspersonal sollte darauf hingewiesen werden, in einfacher Sprache direkt mit der Frau zu kommunizieren und sie in den Prozess der Untersuchung einzubeziehen. Auch die Untersuchungsergebnisse sollten direkt mit der Betroffenen besprochen werden. Dabei sollte ausreichend Zeit für Erklärungen zur Verfügung stehen.
Ein weiterer Faktor, der bei der Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchung eine wichtige Rolle spielt, ist die emotionale Unterstützung. Emotionen wie Angst, Anspannung und Scham sollten wertschätzend und verständnisvoll begegnet werden. Auf vermeintlich gut gemeinte Floskeln sollte auch hier verzichtet und mit Verständnis sowie Anerkennung der Gefühle reagiert werden. Die Frau sollte mit konkreten Fragen wie „Was würde Ihnen im Moment gut tun?“ oder „Was könnte Erleichterung bringen?“ dort abgeholt werden, wo sie steht. Atemübungen, Musik hören oder die Konzentration auf Farben in der Umgebung können unterstützende Möglichkeiten zur Entspannung darstellen.