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BeyondX 05.02.2025

Brustkrebs und Fruchtbarkeit - Teil 3

Welche Möglichkeiten gibt es, um die Fruchtbarkeit zu erhalten?

Deine Ärztin/Dein Arzt wird dir eine Methode empfehlen, die Fruchtbarkeit zu erhalten. Dabei berücksichtigt sie/er dein Alter, bestimmte Tumoreigenschaften, deine Prognose und den Therapiebeginn. Auch deine Eizellreserve spielt eine Rolle. Diese kann mithilfe einer Blutuntersuchung (AMH-Wert, AMH steht für Anti-Müller-Hormon) und einer Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke (AFC, AFC steht für antaler follikel count = Anzahl der Follikel) beurteilt werden. Natürlich wird auch das Risiko berücksichtigt, inwieweit deine Krebstherapie die Eierstockfunktion beeinträchtigen kann (wie im vorherigen Beitrag beschrieben, gibt es hier Unterschiede).2

Hier stellen wir die drei wichtigsten Optionen für Brustkrebspatientinnen vor (bei anderen Krebsarten gibt es noch mehr Möglichkeiten, die aber bei Brustkrebs nicht relevant sind):

Kryokonservierung (Einfrieren) von unbefruchteten oder befruchteten Eizellen

Bei der Kryokonservierung werden dir Eizellen entnommen und eingefroren. Dies ist die häufigste Vorgehensweise bei Brustkrebspatientinnen. Bevor die Eizellen entnommen werden, musst du meistens Hormone einnehmen, damit möglichst viele Eizellen in einem Zyklus heranreifen (normalerweise reift nämlich nur eine Eizelle heran). Die Behandlung beginnt in der Regel am ersten Tag der Menstruation und dauert ca. 2 Wochen. Anschließend werden die Eizellen im Rahmen eines ambulanten Eingriffs unter Vollnarkose über die Vagina entnommen. Die entnommenen Eizellen können befruchtet oder unbefruchtet unbegrenzt eingefroren werden. Nach der erfolgreichen Krebsbehandlung kannst du dann mit diesen Eizellen versuchen schwanger zu werden. Dafür ist dann allerdings eine Kinderwunschbehandlung notwendig, denn die Eizellen müssen in jedem Fall zurück in deine Gebärmutter gesetzt werden. Wenn du unbefruchtete Eizellen eingefroren hast, müssen sie vorher noch befruchtet werden.[1]

Vielleicht hast du einen hormonabhängigen Tumor und fragst dich, wie es dann mit einer Hormonstimulation aussieht – schließlich sind Hormone „Futter“ für deinen Tumor. Auch in diesem Fall ist eine hormonelle Stimulation nach individueller Risiko-Nutzen Abwägung möglich. Meistens erfolgt gleichzeitig auch eine antihormonelle Behandlung, um das Risiko eines erneuten Tumorwachstums möglichst klein zu halten. 1

Einfrieren von Eierstockgewebe

Neben Eizellen kann auch Eierstockgewebe eingefroren werden. Dazu wird ein Teil des Eierstockgewebes durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) entnommen und anschließend eingefroren. Der Eingriff kann kurzfristig erfolgen und im Gegensatz zu anderen OPs ist keine spezielle Vorbereitung notwendig (Zeitaufwand ca. 2 Tage). Nach Abschluss der Brustkrebstherapie kann das Gewebe wieder eingesetzt werden, um die natürliche Hormonproduktion und Fruchtbarkeit zu fördern. Prinzipiell kannst du dann ganz natürlich schwanger werden, also durch “normalen” Geschlechtsverkehr. Diese Methode ist besonders geeignet, wenn die Krebstherapie schnell beginnen muss und keine Zeit für eine hormonelle Stimulation zur Eizellentnahme bleibt. 3

Medikamentöse Ruhigstellung der Eierstöcke

GnRH-Analoga sind Medikamente, die die Hormonproduktion im Eierstock hemmen. Die Verwendung von GnRH-Analoga während der Chemotherapie kann die Eierstöcke in einen „Schlafmodus“ versetzen und sie so vor den schädlichen Wirkungen der Chemotherapie schützen. Die Behandlung hat wenig Nebenwirkungen und du kannst sie einfach selbst durchführen. Das geht, indem du dir monatlich oder auch alle drei Monate selbst ein Medikament mittels einer Spritze verabreichst (meist in die Bauchfalte). Es gibt das Medikament aber auch als Nasenspray. Weil Studien unterschiedliche Ergebnisse geliefert haben, wie effektiv das ist, wird die Ruhigstellung der Eierstöcke mit Medikamenten nicht als alleinige Methode empfohlen, sondern meistens noch mit anderen Methoden kombiniert. 3

Das waren jetzt ganz schön viele Informationen und Details auf einmal. Es geht auch nicht darum, dass du dir das alles merkst. Mir ist wichtig, dass du mitnimmst, dass Brustkrebs nicht bedeutet, dass du keine Kinder mehr bekommen kannst. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und deine Ärztin/dein Arzt wird mit dir besprechen, welche für dich infrage kommt.

Fazit

Brustkrebs heißt nicht, dass du hinterher unfruchtbar bist und keine Kinder mehr bekommen kannst. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Fruchtbarkeit trotz Krebstherapie erhalten werden kann. Der Schlüssel liegt in einer frühzeitigen Beratung, am besten noch vor Therapiebeginn. Deine Ärztin/dein Arzt hat das Thema normalerweise im Blick und bespricht es mit dir. Überlege gemeinsam mit deinen Ärzt:innen, welche fertilitätsschützenden Maßnahmen für dich in Frage kommen.

Je nachdem, ob du gerade erst ganz frisch die Diagnose bekommen hast oder schon ein bisschen Zeit vergangen ist, kann dir das Thema Kinderwunsch zu viel sein. Das ist absolut verständlich. Trotzdem ist es wichtig, dass du dich möglichst früh damit auseinandersetzt, damit du deine Optionen kennst und dir die Möglichkeit offenhalten kannst. Deswegen ist mein Tipp auch für die gesamte Behandlung: Plane (d)ein Leben nach dem Krebs. Die Expert:innen von BeyondX stehen dir jederzeit zur Seite, um dich bei der Entscheidungsfindung und den nächsten Schritten zu unterstützen.



1 https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12-verlaengert.pdf abgerufen am 05.09.24

2 https://www.gbg.de/fileadmin/Redaktion/News/2022-Loibl_Seiler_Forum_Schwangerschaft-und-Krebs.pdf abgerufen am 05.09.24

3 https://fertiprotekt.com/wp-content/uploads/2020-Indikation-und-Durchfu%CC%88hrung-fertilitatsprotektiver-Masnahmen.pdf abgerufen am 05.09.24