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Plattform Brustkrebs (Roche Austria) 02.01.2024

Die Vielschichtigkeit von Brustkrebs - Von der Diagnose bis zur maßgeschneiderten Behandlung

In Österreich stellt Brustkrebs mit etwa 5.400 Neuerkrankungen jährlich eine bedeutende Herausforderung dar. Statistisch gesehen wird jede achte Frau im Laufe ihres Lebens mit dieser Erkrankung konfrontiert, wobei das durchschnittliche Diagnosealter bei ca. 63 Jahren liegt. Gleichzeitig verzeichnen wir durch die Fortschritte in der Früherkennung und den stetigen Entwicklungen in der Krebstherapie einen kontinuierlichen Rückgang der Sterblichkeitsraten. Diese Entwicklungen unterstreichen die Wichtigkeit einer individuellen Behandlungsstrategie, um jeder Patientin/jedem Patienten die bestmögliche Therapie und Versorgung zu bieten. 

Welche Risikofaktoren gibt es, an Brustkrebs zu erkranken?

Es sind verschiedene Faktoren bekannt, die das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen können:  

  • Genetische Veranlagung: Krebs entsteht, wenn sich das Erbgut in einer Zelle verändert. Normalerweise können diese Veränderungen vom Körper selbst repariert werden. Bei Menschen mit einer erblich bedingten Vorbelastung funktionieren diese Schutzmechanismen nicht mehr ausreichend.   

  • Alter und Vorerkrankungen: Das Risiko steigt mit dem Alter und ist bei Frauen höher, die bereits Brustkrebs oder Krebs im Bereich von Gebärmutter oder Eierstöcken hatten.

  • Hormonelle Einflüsse: Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöht sich, je länger eine Frau mit dem Auf und Ab der eigenen Hormone (Östradiol und Progesteron) lebt. Daher ist das Brustkrebsrisiko erhöht bei einer früh einsetzenden Regelblutung und bei einem späten Beginn des Wechsels. Eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren kann das Risiko ebenfalls erhöhen. Der Einfluss der Hormone ist jedoch sehr komplex. So ist z.B. das Brustkrebsrisiko umso niedriger, je mehr Kinder eine Frau geboren hat. 

  • Lebensstil: Faktoren wie Rauchen, erhöhter Alkoholkonsum, geringe körperliche Aktivität und Übergewicht erhöhen das Brustkrebsrisiko. 

Brustkrebs vorbeugen: Was kann ich tun?  

Die Entwicklung von Krebs ist ein komplexer Prozess, bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Nicht alle diese Einflüsse sind persönlich beeinflussbar..Folgende Maßnahmen können das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, senken:

  • Gewichtsreduktion: Normalgewicht anstreben und/oder halten

  • Ausgewogene Ernährung: Empfohlen wird eine mediterrane Diät mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen, sowie ein moderater Fischkonsum und wenig tierische Lebensmittel  

  • Regelmäßige körperliche Aktivität 

  • Nikotinverzicht

  • Wenig oder kein Alkoholkonsum

Bei Frauen mit einer Krebsvorerkrankung kann eine medikamentöse Prävention sinnvoll sein. Bei einer familiären Vorbelastung (z.B. Veränderung im BRCA-Gen) können vorbeugende Maßnahmen wie eine Brustentfernung erwogen werden.  

Wie kann ich Brustkrebs möglichst früh erkennen?

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jede Veränderung der Brust auf Brustkrebs hindeutet. Zur Abklärung stehen  effektive Methoden zur Früherkennung, die präventiv durchgeführt werden können, zur Verfügung:

  • Selbstuntersuchung der Brüste: Neben dem Abtasten und der Suche nach Knoten in der Brust sollte auf jede neue Auffälligkeit geachtet werden. Dazu zählen unter anderem Rötungen und Schwellungen an der Haut der Brüste, Ausfluss aus der Brustwarze, Formveränderungen, Schmerzen oder Juckreiz an den Brustwarzen.

  • Mammographie: Diese Röntgenuntersuchung der Brust ist ein Schlüsselinstrument zur Früherkennung. Im Rahmen des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms haben Frauen ab 40 Jahren Zugang zur Mammographie. Frauen zwischen 45 und 75 Jahren werden regelmäßig zur Untersuchung eingeladen. Auch Frauen unter 40 und über 70 können sich anmelden. Es wird empfohlen, alle zwei Jahre eine Mammographie durchführen zu lassen. Früh erkannter Brustkrebs hat deutlich bessere Heilungschancen.

Weitere Möglichkeiten zur Erkennung (Diagnose) von Brustkrebs 

  • Brustultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung der Brust (Sonographie) kann ergänzend zur Mammographie durchgeführt werden, um Klarheit zu schaffen. Dies ist besonders bei Frauen mit einer hohen Brustdichte sinnvoll. Darüber hinaus wird der Brustultraschall auch als Hilfsmittel bei Zystenpunktionen, Biopsien oder bei nicht tastbaren, kleinen Knoten vor einer Operation eingesetzt.

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Als sehr treffsichere Ergänzungsmethode wird die MRT gezielt zur Abklärung von Befunden aus der Mammographie oder Ultraschalluntersuchung eingesetzt. Eine MRT ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn es auffällige Befunde des Brustgewebes gibt (Knoten/Tastbefund), bei der Planung der operativen Vorgehensweise, um die tatsächliche Ausdehnung des Tumors festzulegen oder zur Kontrolle bzw. Nachsorge nach Brustkrebs. Besonders ratsam ist eine MRT bei Patient:innen mit lobulären Karzinomen. Lobulär bedeutet, dass der Ursprungsort des Tumors in den Drüsenläppchen (Lobuli) der Brustdrüse liegt und in umliegendes Gewebe eingedrungen ist.  Die MRT der Brust sollte bei Frauen vor der Menopause idealerweise zwischen dem 8.-12. Zyklustag erfolgen. 

  • Gewebeentnahme (Biopsie): Bei der minimal-invasiven Stanzbiopsie wird unter lokaler Betäubung mit einer feinen Nadel eine kleine Gewebeprobe aus der Brust entnommen, um verdächtiges Gewebe zu untersuchen. Dieses Gewebestück, nur wenige Millimeter groß, wird anschließend mikroskopisch von einer Pathologin/einem Pathologen beurteilt. Die gezielte Entnahme erfolgt bildgesteuert, entweder mittels Mammographie, Ultraschall oder MRT. Ultraschallgezielte Biopsien dienen der Untersuchung ungewöhnlicher Knoten oder der Planung von Operationen. Bei der Mammotomstanzbiopsie, durchgeführt in Bauchlage unter Röntgenkontrolle, werden mehrere Proben gleichzeitig entnommen, um Mikroverkalkungen oder mammographisch sichtbare Auffälligkeiten zu klären.

Welche Rolle spielt die Brustdichte?

Die weibliche Brust besteht aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe. Von einer hohen Brustdichte spricht man, wenn die Brust viel Drüsen- und Bindegewebe, aber wenig Fettgewebe enthält. Eine hohe Brustdichte erschwert im Röntgenbild die Erkennung von Brustkrebs. Bei mammographisch dichten Brüsten kann daher zusätzlich ein Brustultraschall oder eine MRT durchgeführt werden.

Welche Therapieverfahren gibt es?

Brustkrebs ist eine vielschichtige Erkrankung, charakterisiert durch zahlreiche Subtypen, die jeweils individuelle Krankheitsverläufe und so auch unterschiedliche Behandlungsansätze mit sich bringen. Die Vielzahl  an Therapiemöglichkeiten macht eine spezialisierte Expertise der behandelnden Ärzt:innen unerlässlich. Um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, ist es entscheidend, dass Betroffene in zertifizierten Brustgesundheitszentren behandelt werden.

  • Operation von Brustkrebs: Es ist beruhigend zu wissen, dass in vielen Fällen eine brusterhaltende Operation möglich ist, um den Tumor zu entfernen. In Situationen, wo der Tumor größer ist oder mehrere Tumorherde vorliegen, kann eine Mastektomie, also die Entfernung der gesamten Brust, notwendig sein. Sollten sich Krebszellen über das Lymphsystem ausbreiten, kann es auch erforderlich sein, bestimmte Lymphknoten zu entfernen. Beachtenswert ist, dass die Brustrekonstruktion sowohl unmittelbar während der Brustoperation als auch nach Abschluss der gesamten Therapie erfolgen kann, was viele Patientinnen als einen wichtigen Schritt in ihrem Heilungsprozess empfinden.

  • Neoadjuvante systemische Therapie (NST): Die NST zielt darauf ab, alle Tumorzellen vollständig zu eliminieren, was als pathologische Komplettremission bezeichnet wird. Sie wird vor allem bei größeren Tumoren oder speziellen Brustkrebsarten wie HER2-positivem oder Triple-negativem Brustkrebs angewendet. Diese Behandlung umfasst Chemotherapie, Antikörper- oder Immuntherapien sowie antihormonelle Therapien. Ihr Vorteil liegt in der Möglichkeit, den Tumor in Brust und Lymphknoten zu verkleinern, was schonendere chirurgische Eingriffe ermöglicht. Ein weiterer Pluspunkt der NST ist die schnelle Beurteilbarkeit der Therapieeffektivität. Ein vollständiges Verschwinden des Tumors ist ein positives Zeichen für den Krankheitsverlauf, obwohl eine Operation zur Bestätigung noch erforderlich ist. Die NST erlaubt eine maßgeschneiderte Therapieanpassung, basierend auf dem individuellen Ansprechen der Patientin. Bei Nichtansprechen kann umgehend eine alternative Behandlung in Betracht gezogen werden. Typischerweise werden 6-8 Chemotherapiezyklen vor einer Operation durchgeführt. Bis zu 70% der Patientinnen erreichen durch NST eine komplette Beseitigung der Krebszellen.


Den Vortrag zum Thema "Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs - Von der Diagnose zur individuellen Behandlungsstrategie" von Prim. Dr. Klaus Unterrieder vom zweiten INFO- UND NETZWERKABEND für Brustkrebspatient:innen und Angehörige (11.05.2023, Villach) finden Sie in der Mediathek.