Komplementäre Onkologie als sinnvolle Begleitung zur Schulmedizin -TEIL 3
Was sind Wechselwirkungen? Wie kommt es dazu?
Während einer Krebstherapie kann es bei gleichzeitiger/zeitnaher Einnahme von pflanzlichen Heilmitteln (z.B. Johanniskraut), Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Vitamine, Selen) Lebensmitteln, Getränken (z.B. Tees) zu sogenannten Wechselwirkungen mit der Krebstherapie kommen. Die Wirkstoffe können sich hinsichtlich ihrer Aufnahme oder ihrer Verteilung im Körper gegenseitig beeinflussen. In weiterer Folge kann es zu einem Wirkverlust oder einer Überdosierung der Krebstherapie und damit zu gefährlichen Nebenwirkungen kommen.
Patient:innen mit einer bestimmten Art von Brustkrebs (HR+) sollten z.B. auf Rotklee, Soja und Ginseng verzichten.
Patient:innen mit Blutkrebs, die den Wirkstoff Erlotinib oder Bortezomib einnehmen, sollten keinen Grüntee trinken.
Vitamin D hingegen zeigt eine entzündungshemmende Wirkung und es gibt Hinweise, dass sich ein Vitamin D-Mangel ungünstig auf den Verlauf einer Krebserkrankung auswirkt. Daher sollte der Vitamin-D-Status vor Therapiebeginn ermittelt werden.
Wichtig ist, das behandelnde ärztliche Personal über alle eingenommenen Mittel zu informieren und auf den Inhalt der Präparate zu achten (reine Präparate verwenden).
Sollen Amygdalin, asiatische Pilze oder diätische Maßnahmen angewendet werden?
Amygdalin („Vitamin B17“): Amygdalin ist eine Pflanzenverbindung, die in den Kernen von Aprikosen oder Bittermandeln vorkommt. Amygdalin enthält eine inaktive Blausäureform, aus der im Körper Blausäure (Zyanid) freigesetzt wird. Aufgrund einer möglichen Zyanidvergiftung wird von Amygdalin abgeraten, da die Dosis oft nicht richtig eingeschätzt werden kann.
Asiatische Pilze: Asiatische Heilpilze können eine immunstimulatorische Wirkung haben. Vorsicht ist bei Pilzen, die im Internet bestellt werden können, geboten (Herkunft unbekannt, Schimmelgefahr). Bei zu hohen Dosen kann es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall kommen. Letztere führen zu einer verringerten Wirkung der Krebsmedikation.
Diätische Maßnahmen: Häufig weisen Krebspatient:innen bereits zum Zeitpunkt der Diagnose einen Gewichtsverlust auf. Daher sollten Diätolog:innen zu Therapiebeginn hinzugezogen werden, um die Betroffenen zu unterstützen, einen für die Behandlung ausreichenden Ernährungsstatus wiederherzustellen. Reduktionsdiäten und Zuckerverzicht werden nicht empfohlen, wohingegen sich eine mediterrane Kost positiv auf den Körper auswirkt. Glück kann man essen – daher darf es bei einer ausgewogenen Ernährung auch mal ein nicht ganz so gesundes Essen (z.B. Schweinsbraten) im Kreis der Familie sein, oder das Bier mit Freund:innen.
Den Vortrag zum Thema "Komplementäre Onkologie als sinnvolle Begleitung zur Schulmedizin“ von OÄin Drin. Julia Tscherpel vom zweiten INFO- UND NETZWERKABEND für Brustkrebspatient:innen und Angehörige (11.05.2023, Villach) finden Sie in der Mediathek.